Sonntag, 4. Januar 2015

Die Welt ist die beste Uni (der Welt)

Stell dir vor, du kommst in ein anderes Land und niemand fragt dich nach deinem Job.


(Ein Gastbeitrag von Caroline.)


Stell dir vor, Leute fragen nach deiner Familie.


Sie fragen, ob du gern malst oder singst oder was dein Lieblingsessen ist.


Stell dir vor, du kommst in ein Land und dein Gegenüber versucht nicht direkt abzuchecken, wie reich oder erfolgreich du bist, sondern was dich sonst noch ausmacht.


Es gibt Länder, da wird Kindern nicht nur Disziplin gelehrt, sondern dass man neben der Schule nie vergessen sollte das Leben zu genießen.


Die Welt ist die beste Uni...

Quelle: https://www.flickr.com/photos/ccpixel/14113746915


Es gibt Orte, wo Frauen an einem Mann weniger der Kontostand interessiert sondern eher, ob er gut Gitarre spielen oder tanzen kann.


Ich würde nicht sagen, dass dort alles besser ist.


Es ist nur gut zu wissen, dass es nie nur eine Wahrheit gibt. Die Werte, die wir so gern aus unserer Umgebung übernehmen und nach denen wir uns richten, sind nicht weltweit die gleichen.


Was würde passieren, wenn du dich aus der deutschen Welt heraus begibst?


reisen crazy


Was würde passieren, wenn dich plötzlich Menschen umgeben, die an ihre Träume glauben und ihnen nachgehen, egal, was andere davon denken?


Glaubst du, das würde abfärben?


Was würde passieren, wenn dich plötzlich keiner mehr kennt?


Wenn du frei von Erwartungen andererunabhängig von ihrer Akzeptanz und ihrer Meinung bist?


Meine Reisen waren immer Ausnahmesituationen und Zeiten, in denen ich nur für mich gelebt habe. Der beste Weg, herauszufinden, was ich will.


Das ist nur ein Grund von vielen, warum ich die Welt für die beste Uni halte.


Der andere waren die anderen Reisenden.


Ich glaube, dass es überall auf der Welt wunderbare Menschen gibt. Dazu muss man nicht weit weg.


 


Der einzige Unterschied zwischen den Menschen daheim und denen auf Reisen war, dass letztere sich trauen, zu spinnen.


 


Dass sie sich auf die Suche machen nach den Dingen, die sie am leben halten. Auch auf die Gefahr hin, für Idioten gehalten zu werden.


reisen happy


Ich habe immer mein nächstes Ticket gebucht, ohne irgendwem davon zu erzählen. Freunde und Eltern wussten immer erst kurz vorher von meinem Reiseplänen, wenn es kein Zurück mehr gab.


Ich hatte immer Angst, dass mir sonst jemand meine Träume und Pläne ausredet. Dass es jemand schafft, dass ich wieder „zur Vernunft“ komme.


Zum Glück hat das niemand geschafft.


Denn ich glaube, dann wäre ich irgendwann verbittert durch ein unerfülltes Leben gelaufen, weil ich nur auf meine
Eltern, Lehrer, Fernseher oder irgendwen anders gehört hätte.


Und das wäre wirklich meine eigene Schuld gewesen.


Ja, du wirst viele enttäuschte Blicke ernten, wenn du dein Studium oder Job schmeißt, um reisen zu gehen oder dein Ding zu machen.


Von Freunden, Eltern, Lehrern.


Oft sind das gut gemeinte Sorgen. Oder einfach nur ihre Erfahrungen, die sie (auch meist gut gemeint) auf uns projizieren.


Was ich mich  manchmal frage: Warum denken so viele Menschen, sie wüssten so viel besser als wir, was gut für uns ist?


Warum erwartet man von jungen Menschen, dass ihnen nach ihrer Schulzeit plötzlich ein Licht aufgeht und sie wissen, was sie ihr Leben lang machen wollen?


Warum gehen wir davon aus, dass ein gutes Leben möglichst geradlinig verläuft, wo so viele großartig erfolgreiche und glückliche Menschen einen total verrückten Weg für ihr Leben gewählt haben?


Warum erwartet die Gesellschaft von Abiturienten, dass sie möglichst schnell studieren gehen?


Das ist DEIN LEBEN.


Und es liegt in deinen Händen, etwas daraus zu machen.


Von 100.000 Möglichkeiten, Angst und Mut


100


Ich weiß, wie erschlagen man von den Möglichkeiten sein kann, die wir heute alle haben. Ich war das auch.


Ich wollte so viel. Und alles auf einmal.


Manchmal wollte ich Pferdezüchterin in Argentinien sein, dann Hostelbesitzerin in Guatemala, dann auf einem Segelschiff in der Karibik anheuern. Und ich habe alles nacheinander ausprobiert und wieder verworfen.


Das geht, wenn du reist.


Nimm die 1000 Möglichkeiten, die du hast, einfach wahr, anstatt dich darüber zu beschweren. Auf Reisen kannst du jeden Tag einen anderen deiner Träume leben.


Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich mich gar nicht so schnell entscheiden muss.


Für keinen Job, für kein Land, in dem ich bleiben will, für keinen Partner. Ich glaube, ich genieße einfach die Suche danach.


Ich mag es, Dinge zu finden, die ich gar nicht bewusst gesucht habe.


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Reisen macht dich nicht zu einem anderen Menschen. Aber es bringt auch Dinge zum Vorschein, die immer schon in dir waren.


Das zu finden Finden, was dich glücklich macht, kann ein sehr langer Weg sein. Ich habe unterwegs viele glückliche Menschen getroffen, aber ich habe auch gelernt, dass sie nicht immer glücklich waren.


Sie wurden für ihre Träume ausgelacht. Und es hat manchmal lange gedauert, bevor sie wirklich wussten, wovon sie träumen.


Ich habe gesehen und gelernt, dass sie trotzdem weiter gemacht haben, trotz Hohn, Angst und Selbstzweifeln. Und dass es sich immer gelohnt hat.


Wenn ich vor etwas Angst habe, frage ich mich immer: „Was ist das Schlimmste, was passieren kann?“


Und jeder Raubüberfall, jeder Hurricane, jedes Horrorszenario, das mir auf Reisen passieren kann, schien mir besser als die Monotonie der Bibliotheken und Hörsäle – gefolgt von der Monotonie eines Jobs, den ich hasse.


(Nur am Rande: Die Reisehorrorszenarien sind nie eingetreten.)


reisen


Manchmal finde ich es schade um die viele Energie, die junge Menschen in ihr Studium verschwenden.


Ich meine die Energie, die man braucht, wenn einen das Thema nicht mitreißt. Manchmal denke ich darüber nach, was ich hätte erreichen können mit der Kraft, die ich als Ersti hatte.


Was wäre passiert, wäre ich direkt losgereist, statt zu studieren?


Ich hatte damals nicht den Mut.


Aber dafür ist es nie zu spät.


Ich habe mich jahrelang für Jobs beworben, die ich im Grunde gar nicht haben wollte. Bei jedem Vorstellungsgespräch hat ein Teil von mir heimlich gehofft, nicht genommen zu werden. Es war meine Art und Weise, die Menschen um mich herum zu beruhigen.


Sie waren der Meinung, dass es Zeit war für einen “richtigen Job”. Oder für einen “Erwachsenenjob” wie Conni von planetbackpack gerne liebevoll sagt. 


Es war reine Zeitverschwendung. Denn ich bewarb mich mit einem Uni-Abschluss, auf den ich nicht stolz war.


Ich bewarb mich mit einem Abschluss in einem Fach, für das ich mich niemals wirklich begeistert habe. Das geht nie gut. Ich habe so viele Absagen bekommen, dass ich irgendwann das Gefühl hatte, die Welt braucht mich nicht.


Bis ich anfing, das zu tun, was ich wirklich gerne tat. Reisen.


Ab dann bekam ich positive Resonanz. Auf die Geschichten von meinen Reisen.


Und inzwischen glaube ich, die Welt braucht mich, aber die Welt braucht keine unglückliche Version von mir. 


Jedenfalls nicht in einem Job, den ich gehasst hätte.


Die Welt braucht jeden Menschen, das glaube ich ganz fest.


Aber in glücklicher Form. Heute bin ich heilfroh, dass ich keinen der Jobs bekommen habe, um die ich mich beworben habe.


 


 



 


 


Über die Autorin: 


caroline lohrmann


Caroline hat in Münster Kommunikationswissenschaft studiert und ist danach mehrere Jahren um die Welt gereist. Das tut sie bis heute, mit Unterbrechungen, um freiberuflich auf Automobilevents ihr Geld zu verdienen. Allmählich fängt auch ihr Reise-Blog an, Geld abzuwerfen. Vielleicht´s reicht´s irgendwann zum Leben!




Die Welt ist die beste Uni (der Welt)

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