Mittwoch, 28. Januar 2015

7 gute Gründe, dich als Gründer zu versuchen

Stell dir vor, du könntest die Welt nach deinen Wünschen formen und deinen Träumen Leben einhauchen.


Deine Ideen könnten zu einem essentiellen Bestandteil der Leben unzähliger Menschen werden…


Diese Vorstellung könnte wahr werden, wenn du dich als Unternehmer versuchst.


Wir brauchen mehr Gründer – davon bin ich überzeugt.


Für mich steht fest, dass Unternehmertum die Lösung für wirtschaftliche und soziale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein kann.


Diese Überzeugung trage ich in mir seit ich Social Entrepreneur bin. Vor einigen Monaten hatte ich schließlich das große Glück, meine persönlichen Erfahrungen als Unternehmer in einem Startup-Guide zusammenfassen zu können.


Mit „Start up – jetzt!“ versuche ich, so viele Menschen wie möglich dafür zu begeistern ihre eigenen Ideen unternehmerisch umzusetzen. Im Buch versuche ich dir die dafür nötigen Werkzeuge zu liefern.


Ben hat mich kürzlich eingeladen auch mit dir zu teilen, warum ich glaube, dass du dich genau jetzt als Gründer versuchen solltest.


Denn egal in welcher Lebenssituation du dich auch gerade befindest, es gibt keinen besseren Zeitpunkt!


Und hier sind 7 Gründe, warum das so ist:


1. Als Unternehmer Deine Freiheit selbst erschaffen


Hast du dir schon mal überlegt, wie viel Zeit du konventionell mit Arbeiten verbringst? Im Normalfall sind das mindestens 5 von 7 Tagen. Bei Großkanzleien oder Beratungen sind es eher 8 von 7…


Oder gute 70 Stunden die Woche.


Wenn du dich für Kanzleien oder Beratungen abrackerst, hast du meist gar keine Zeit dein schmerzvoll-im-Büro-sitzend-und-kopfnickend verdientes Geld auszugeben.


Und sonst bedeutet ein Job für viele nur J.O.B. – “just over broke”.




Mal ein paar Zahlen: Über dein ganzes Leben wirst du gute 90.000 Stunden arbeiten. Wahrscheinlich eher mehr.


Wie ich finde: eine ganze Menge.


Wie du diese 90.000 Stunden deines Lebens füllst, ist in einem Job nicht dir überlassen.


Die Menschen, mit denen du arbeitest und die Themen, mit denen du dich beschäftigst – ja sogar wann du arbeiten musst, wird dir meist von jemand anderem vorgeschrieben.


Es sei denn: Du machst dein eigenes Ding.


Wie wäre es, wenn du zumindest einen Teil dieser Zeit in deine eigenen Projekte stecken könntest?


Nur als Gründer kannst du entscheiden, mit wem, woran, wie, wann und wo du arbeitest.


Das heißt nicht, dass es weniger Arbeit sein wird… aber nur du entscheidest wie dieser große Teil deines Lebens aussehen wird.


2. Als Unternehmer Deine Träume verwirklichen


Sind wir mal ehrlich: Wann immer du dich dafür entscheidest, für jemand anderen zu arbeiten, entscheidest du dich dafür, die Träume und Ziele eines anderen zu verwirklichen.


Deine Träume stellst du für ein mehr oder weniger üppiges Gehalt hinten an.


Egal, was dir große Konzerne oder Hidden Champions versprechen: Du bist angestellt, um deinen „Job zu machen“.


In den meisten Unternehmen interessiert am Ende des Tages wenig, ob du etwas lernst oder deinen persönlichen Zielen näher kommst. Dafür wirst du schließlich nicht bezahlt.


Quelle: https://www.flickr.com/photos/deeplifequotes/15929005450

Quelle: https://www.flickr.com/photos/deeplifequotes/15929005450


Warum also anderen zu immer mehr Geld verhelfen, wenn du stattdessen deine Träume Realität werden lassen könntest?


3. Als Unternehmer die Zukunft mit gestalten


Mutigen und visionären Gründern haben wir es zu verdanken, dass wir schon heute in der Zukunft leben.


Wir haben Medikamente, die seltene Krankheiten bekämpfen können.


Wir haben Technologien, die Menschen auf der ganzen Welt ganz nah zusammenbringen.


Wir haben kleine Annehmlichkeiten wie WhatsApp und Wikipedia bis hin zu Revolutionen wie dem Internet und 3D-Druckern.


All das sind Ideen, die sich ein oder mehrere Gründer in den Kopf gesetzt haben. Und die davor so nicht existierten.


Sie haben uns also wie Peter Thiel sagen würde „from zero to one“ gebracht.


All diese Erfindungen und Gründungen machen unser Leben heute einfacher und komfortabler. Und manche von ihnen die Welt vielleicht wirklich ein Stück gerechter oder besser. Auch wenn das natürlich große Begriffe sind.


Wenn du Lust hast, die Zukunft mitzugestalten, mach es einfach.




Vielleicht wird schon bald dein Geistesblitz zu etwas, auf das wir in Zukunft alle nicht mehr verzichten wollen.


4. Als Unternehmer erfolgreicher werden – beruflich und privat


Selbst wenn du gerade in einem Angestelltenverhältnis arbeitest und daran nichts ändern willst oder kannst, ist das überhaupt kein Grund, dich nicht als Unternehmer zu versuchen.


Ohnehin bist du heute auch als Angestellter Unternehmer. Unternehmen verlangen, dass du mitdenkst und wie ein Unternehmer im Sinne des Unternehmens denkst. Diese Skills kannst du also direkt anwenden bzw. trainieren indem du dein eigenes Ding machst.


Egal ob einen Verein zu gründen oder dein Hobby nebenberuflich zu vermarkten. Die Erfahrungen, die du durch diese Unternehmungen gewinnst, werden dich beruflich und privat erfolgreicher machen.


Warum? Dein Blick wird geschärft für lösungsorientierte Herangehensweisen. Dein Verständnis für größere Zusammenhänge wird gestärkt und vor allem: Du lernst, Menschen von deiner Idee zu überzeugen und sie für die Unterstützung deiner Ziele zu gewinnen.


Diese unternehmerische Herangehensweise wird dir helfen, geschäftliche Beziehungen zu verbessern und auch deine privaten Ziele zu erreichen.


Dich als Gründer zu versuchen, wird dich vielleicht etwas mehr Energie kosten – aber was du mitnimmst, lässt sich nicht (nur) in Geld aufwiegen.


5. Du als Unternehmer – Wir brauchen dich


Um Deutschland und auch den größten Teil von Europa steht es schlecht – vor allem wenn es um hausgemachte Innovationen geht.


Jeglichen Fortschritt einfach dem Silicon Valley in den USA zu überlassen, kommt einer Kapitulation unserer Kreativität gleich, die wir uns nicht leisten können.


Unsere besten Köpfe wandern ab, um in den USA für mehr Wachstum und Innovation zu sorgen.


Dabei brauchen wir europäische Innovationen, nicht nur um politisch und wirtschaftlich unabhängiger zu sein (siehe NSA-Affäre etc.) sondern auch, um die Arbeitslandschaft hierzulande attraktiver zu machen.


Wer ist das Google Deutschlands? Wer bietet Angestellten so viel Freiheit, weil das unternehmenseigene Geschäftsmodell auf ihrer Kreativität beruht? All das kommt nicht einfach, weil wir es uns wünschen.


Wir brauchen Gründer, die unsere Arbeitswelt besser machen. Wir brauchen dich!


6. Unternehmertum macht verdammt viel Spaß


In meinem Buch teile ich eine sehr besondere unternehmerische Erfahrung mit meinen Lesern: Der Moment, in dem ich das erste, von mir entwickelte Produkt tatsächlich und real in meinen eigenen Händen halte.


Es war ein Moment, den ich kaum in Worte fassen kann.


Zuerst war es nur eine Idee, die ich zuvor mit meinem Team auf Papier gekritzelt hatte.


Stunden, Wochen und Monate harter Arbeit später und dank der Mithilfe vieler weiterer Menschen, halte ich ein fertiges Produkt in meinen Händen – dieses Gefühl macht süchtig.


Aber nicht nur der schöpferische Stolz, den du als Gründer in solchen Momenten fühlst, ist unbezahlbar: Auch die vielen Stunden, der Vorbereitung und Planung sowie das tägliche Zusammenarbeiten mit Menschen, deren Herz für die gemeinsame Sache schlägt, sind großartig.


Gründen und die gesamte unternehmerische Erfahrung machen Spaß.


Eine befreundete Gründerin, die ich in „Start up – jetzt!“ interviewt habe – Katja Andes (die lange Zeit auch eine Mentorin von Ben gewesen ist) – bringt es mit ihrer Aussage auf den Punkt:


„Das Schon-wieder-Montag-Gefühl kenne ich nicht mehr.“


7. Deine Chance, die Welt ein Stück besser zu machen


Der letzte Grund liegt mir als Social Entrepreneur besonders am Herzen: Als Unternehmer hast du die Möglichkeit, unsere Welt ein Stück besser zu machen. Und zwar nach deinen Vorstellungen!


Wer sich dazu entschließt, ein Startup zu gründen, das mit seinem Geschäftsmodell Menschen in den ärmsten Regionen der Welt hilft, trägt zu diesem Ziel bei. Auch als Gründer gemeinnütziger Organisationen, kannst du ein mehr als angenehmes Auskommen bestreiten: Non-Profit heißt nicht, dass alle die hier arbeiten oder gar die Gründer selbst „für umme“ rackern.


Ein weiteres Erfolgsbeispiel: Ben’s Kumpel Georg Tarne verdient sein täglich Brot (und auch ein bisschen mehr) mit plastikfreien Glasflaschen, die coole crowdgesourcte Designs haben.


Soulbottles (so heißt „der Laden“) Mission ist es, Leitungswasser sexy zu machen. So sparen die Jungs (und Mädels) unserem Planeten ganz schön viele Plastikflaschen. Und dir die losgelösten Plastikpartikel in deinem Wasser. Und gut aussehen tust du damit auch noch. ;)


soulbottles_group3


(#Fact: Soulbottles hat mittlerweile über 15 Mitarbeiter und verkauft jeden Monat über 5.000 sexy Trink-Flaschen, die die Welt Flasche für Flasche von Plastikflaschen befreien.)


Unternehmen, deren ureigenes Geschäftsmodell davon abhängt, dass es anderen besser geht, haben eine Chance nachhaltig etwas zu verändern.


Ich persönlich glaube nicht an Aktivitäten von Firmen, die dazu dienen sollen, das Unternehmen als „verantwortungsvollen“ Teil der Gemeinschaft darzustellen – während sie lediglich durch bloße PR motiviert sind.


Stattdessen glaube ich an Gründer, die mit ihrem Tatendrang und ihren Ideen soziale Herausforderungen auf unternehmerische Art und Weise angehen.


Damit will ich nicht sagen, dass es einfach ist.


Aber: Wenn du dich dafür entscheidest, hast du die Möglichkeit wirklich etwas zu hinterlassen: Du kannst beeinflussen, wie Menschen auf dieser Welt leben müssen oder können.


Für mich ist das ein verdammt guter Grund, sich als Gründer zu versuchen!


 


Was denkst du dazu? Lass es uns in den Kommentaren wissen!


 


Über den Autor: 


Autorenfoto_Campus_Verlag_Thorsten_Reiter_cutThorsten ist der Autor von „Start up – jetzt!“ und selbst (Social) Entrepreneur.


Seit einigen Jahren baut er mit einem ehemaligen Kommilitonen die Mannheim Business Consulting auf, die sich auf Corporate Culture und die Generation Y spezialisiert hat.


Hin und wieder schreibt er daher auf seinem Blog Generationthatsy.net über Businessthemen der „nächsten“ Generation.




7 gute Gründe, dich als Gründer zu versuchen

Donnerstag, 22. Januar 2015

Studienabbrecher: 1 Jahr, 5 Länder, 500 Fehler, 100.000 Euro

Hast du manchmal das Gefühl, in der Luft zu hängen und weniger über deine Zukunft zu wissen, als du gerne wissen würdest?


Nicht zu wissen, wo du hinmöchtest?


Vielleicht auch: Dass du deinen Weg noch nicht kennst?


Studienabbrecher


Vielleicht hast du Angst davor, Fehler zu machen? 


Der eigentliche Titel dieses Artikels lautet übrigens: Studienabbrecher: 1 Jahr, 2 Projekte, 5 Länder, 25 Jahre, 500 Fehler, 100.000 Euro. Der war nur ziemlich lang.


Ich habe bestimmt weit mehr als 500 Fehler gemacht. Aber dazu später mehr.


Vielleicht hast du aber auch Angst davor, niemals das Richtige zu finden?


(Zum Beispiel, weil du so viele Interessen hast und dich nicht entscheiden kannst…)


Das kann vor allem dann frustrierend sein, wenn die Motivation bei dir eigentlich da ist.


Du hast den Willen, etwas Großes zu erreichen und bist bereit Arbeit in dein Projekt hineinzustecken.


Du weißt: Als normaler Angestellter kannst du womöglich niemals die Veränderung in der Welt erreichen, die du gerne erreichen würdest.


Aber du weißt einfach nicht, wie du weitermachen sollst.


Du bist umgeben von Leuten, die dir “gut” zureden: “Studiere, hol’ dir einen sicheren Job und verdiene erst mal ein wenig Geld”.


Aber dir geht es nicht primär um viel Geld, einen sicheren Job und eine gute Pension.


Du willst aufblühen.


Du willst leben.


Du willst etwas verändern.


Und das aus einem guten Grund: Weil du es schaffen kannst.


Im Moment bist du wie ein moderner Gartenschlauch, der durch falsche Verwendung ein sprödes Ventil bekommen hat: Du würdest gerne zielgerecht und scharf auf dein Ziel strahlen, spritzt aber herum und gießt dadurch höchstens Dinge, die dein Wasser und deine Energie nicht benötigen…


Oder so ;-)


Haters gonna hate: Oder warum jeder besser weiß, was du machen sollst


“Geh studieren”, “Schreib einen Blog“, “Schreib keinen Blog, ist doch alles Pseudo”, “Trau dich was”, “Riskiere lieber nichts”


Jeder erzählt dir, was du tun sollst. Jeder kennt einen Weg, der funktioniert, und jeder kennt einen Weg, der nicht funktioniert.


Aber nicht so schnell…


Nicht jeder, der es vermeintlich besser weiß, mag dir auf irgendeine Art und Weise schaden oder dich davon abhalten, deine Ziele zu erreichen.


Viele wissen es einfach nicht besser, oder kennen einfach deinen individuellen Weg noch nicht.


Hierfür unterscheide ich gerne zwischen zwei Arten von Menschen:


Mr. Internet Bob


  1. Menschen, die dich gern haben und dich deswegen auf einem sicheren Pfad halten wollen. Deine Eltern, enge Freunde oder einfach risikoscheue Leute, die dir ihre Erfahrungen weitergeben.

  2. Menschen, die dich aus ihrer eigenen Angst heraus klein halten wollen (zum Beispiel um ihr eigenes Scheitern oder ihre Angst in der Vergangenheit zu rechtfertigen).

    Nennen wir diesen Typ der Einfachheit halber Mr. Internet-Bob, der im echten Leben kaum in dieser aggressiven Art und Weise auftritt. ;)

Keine dieser beiden Gruppen bringt dich wirklich weiter und in Richtung deiner Ziele.


Du solltest aber zumindest bewusst wahrnehmen können und unterscheiden, mit welchem Menschen du es zu tun hast. Dann kannst du möglicherweise ganz anders mit den Ratschlägen und Erfahrungen dieser Person umgehen.


Wir sind programmiert, das zu tun, was man uns sagt


Und darin liegt auch ein Teil der Problematik:


Wir haben durch unsere Zugehörigkeit zu Familien, Gruppen und dem Umgang mit Menschen in unserem Umfeld  gelernt, wie diese zu denken und zu handeln. Ansonsten wären wir für den sogenannten Tribe ein Problem und wohl nicht überlebensfähig.


Wir Menschen sind geborene “Anpasser”.


[Kleine Bemerkung von Ben: Das hat eigentlich schon Darwin gewusst, als er vom “Survival of the fittest” schrieb. Denn damit meinte er nicht “den Stärksten”, sondern “den, der sich am besten anpasst”. Von “to fit” = anpassen aus dem Englischen. Okay, du darfst weiter machen, Jakob.]


Nicht umsonst gibt es den wertvollen Spruch:


Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.


Das zumindest ist die Theorie, wie sie uns seit tausenden von Jahren das Überleben ermöglicht hat.


Und das Schöne daran ist: Ja, wir haben genau dadurch überlebt und haben in Stämmen friedlich zusammenwohnen können.


Und das Prinzip ist heute noch genau das gleiche. Also was das Anpassen angeht.


Was sich geändert hat?


Heute fühlt sich das Ganze an wie ein Auszug aus einer Pokemon-Reihe, die in Endlosschleife abgespielt wird: Hypno


Eine tägliche erfolgreiche Attacke von Hypno, die uns in Paralyse versetzt und somit die Chance, ein Risiko einzugehen, um 25 % und die Chance, Initiative zu ergreifen, um 75 % senkt.


(“Vertrauenswürdige Quelle”: http://www.pokewiki.de/Statusver%C3%A4nderungen#Paralyse_.28PAR.29)


Wenn du bis jetzt nur von Relaxos umgeben bist – kaum ein Wunder ;-)


Du, dein Potenzial und eine spannende Reise


Die gute Nachricht ist: Du kannst es selbst ändern. 


Du kannst dir die Selbstbestimmung zurückfordern, die du gerne hättest. Und dabei erfolgreicher sein, als du es dir je erträumen konntest.


Du kannst lernen ganz bewusst darauf zu achten, auf wen du hörst und von wem du Rat annimmst.


Du kannst selbst entscheiden mit wem du deine Zeit verbringst.


Du kannst selbst entscheiden, was für eine Karriere du haben möchtest.


Du kannst selbst entscheiden, wie dein Umfeld und somit dein Leben aussieht.


Und das am besten so akribisch, als ob dein Überleben davon abhängt.


Starte klein, denke groß


Wie bei vielen Dingen im Leben ist der erste Schritte der wichtigste.


[Kommentar von Ben: Jaja, Jakob. Du alter “Weiser” ;)]


Und der schwierigste, zugegebenermaßen.


[Nicht, wenn du ihn dann endlich gegangen bist!]


Daher gilt es ein gewisses Tempo aufzunehmen, um Momentum zu gewinnen und nicht direkt zu stolpern, wenn jemand einen Stock in den Weg wirft. Du fegst dann einfach drüber hinweg.


Und lernst den Weg beim Gehen (oder fliegen) kennen.


So fühlt sich jedenfalls der Weg an, den ich bis jetzt beschritten habe.


2011 begann ich ohne Vorkenntnisse und ohne irgendein graphisches Talent (in Österreich würde man “Schasaug” dazu sagen) als Web- und Grafikdesigner. JBS Webdesign, damit es sich richtig groß anhört.


Das Einzige, was ich wusste, war:


Ich bin jung, ich bin flexibel, und dadurch habe ich die Möglichkeit, alles zu lernen, was ich will – und das in Rekordzeit.


2012 begann ich mein Studium an der SAE, Webdesign und Entwicklung. Daneben habe ich schon privat alles über Webdesign und Internet-Marketing verschlungen, was ich finden konnte.


Wirklich alles: Bücher, Blogs, DVDs, Online-Kurs und E-Books, Webinare …


2013 beendete ich dieses Studium, da ich an der Uni nicht schnell genug lernen konnte, was ich als erfolgreicher Unternehmer benötige.


Dennoch verschlang ich weiterhin Informationen quasi wie am Fließband.


Dieses Aufsaugen von Informationen von denen ich wusste, dass sie für mich relevant sind hat den Grundstein für meinen heutigen bescheidenen Erfolg gelegt.


Auch weil ich einfach viel GEMACHT habe. 


[Ben: Jep, bei allem Lesen das MACHEN nicht vergessen!]


2014 war es dann soweit:


Ein Jahr.


2 erfolgreiche Projekte, an denen ich beteiligt war. Ein (ziemlich cooler) Blog und ein (ziemlich cooler) Fotografie-Online-Kurs. Und noch einiges mehr.


2014 habe ich 5 Länder bereist.


Wurde 25 Jahre alt.


Habe über 500 (wohl eher 500.000) Fehler gemacht.


Und dabei über 100.000 Euro Umsatz gemacht, was auch nach allen Abgaben noch ein wenig Geld zum Leben lässt.



Deswegen schreibe ich diesen Artikel, weil ich daran glaube: Du kannst das auch.


Auf deine Weise eben. Auf deinem Weg. Gehend oder fliegend.


Ich bin gestartet, als ich nichts konnte und womöglich schlechtere Voraussetzungen als viele andere hatte.


Ich hatte kein Netzwerk, kein unternehmerisches Umfeld.


Aber ich hatte eines: Den Glauben, dass ich es kann.


Wieso ich das alles auch für dich glaube, ohne dich zu kennen?


Weil du diesen Blog liest und dich proaktiv um deine Zukunft kümmerst.


Dafür hast du meinen Respekt.


Weil du diesen Artikel liest und nach dem Lesen vielleicht ein kleines Stückchen mehr daran glaubst, dass es auch für dich möglich ist.


Lass dich nicht von anderen von deinem Weg abhalten.


Geh da raus und mach dein Ding.



Hier sind ein paar Dinge, die ich unterwegs gelernt habe und die ich dir an die Hand geben möchte:


  • Akzeptiere “leere” Arbeit, die sich wie Zeitverschwendung anfühlt.

  • Nimm in Kauf, dass du scheitern wirst (und zwar oft).

  • Nimm in Kauf, dass du nicht immer nur gut gesinnte Leute in deinem Umfeld hast (und trenne dich von ihnen).

  • Akzeptiere, dass du am Anfang nicht bezahlt oder sehr schlecht bezahlt wirst. (Lies dazu “Recession Proof Graduate von Charlie Hoehn, das du hier findest)

  • Wissen ist Macht – in jeglicher Form. [Ben: Vor allem solches Wissen, das nur wenige andere besitzen]

  • Lerne durch Tun, nicht durch Ausreden.

  • Schreib einen Blog. [Ben: Und sei es nur um deinen Weg zu dokumentieren]

  • Lies Anti-Uni weiter.

  • Lies BLOG to BUSINESS, um die Basics des Bloggens zu verstehen (wenn du magst)

  • Genieße den Weg zum Ziel.


Nun liegt es an dir, stiller Leser:


Hast du einen Gedanken im Kopf bzw. eine Idee für den nächsten Schritt, der dich deiner Zukunft so wie du sie dir vorstellst näher bringt?


Lass mich bitte daran teilhaben, ich brenne darauf, von Querdenkern und Rebellen zu lesen – so wie ich einer war und wohl noch immer bin.


Gehe den ersten Schritt, indem du mich in den Kommentaren einfach von dir wissen lässt.


Ein einfaches “Danke für den Artikel” reicht! (Gerne natürlich mehr)


Gewöhn dich daran, den Standby-Modus abzulegen und aktiv zu werden.


Etwas zu bewegen.


Zu schaffen…


und zu verändern.


Jakob



Jakob Schweighofer


Über den Autor: 


Jakob Schweighofer ist ein Typ, der in der By-Line nur sehr ungern in der dritten Person über sich schreibt. Er findet das irgendwie doof. Ansonsten würde er sich wohl als Designer, Marketing-Stratege, Erfolgscoach und vor allem als eines bezeichnen: Als Mensch. Er bloggt auf seinem neuen Projekt “Blog to Business” über seine Blogmarketing-Erfahrungen und ermöglicht es anderen Bloggern, den gleichen Weg zu gehen: Nämlich Erfolg mit einem Blog zu haben und dabe die nötigen $$$$ zu machen, die zum Leben notwendig sind.


 



Studienabbrecher: 1 Jahr, 5 Länder, 500 Fehler, 100.000 Euro

Donnerstag, 15. Januar 2015

Das glückliche Gefängnis der Millenials

Du hast bestimmt schon tausendmal das folgende Sprichwort über menschliche Anziehungskraft gehört: “Gleich und gleich gesellt sich gern.”


Deine Erfahrung sagt dir, dass das stimmt.


(Ein Gastbeitrag von Niccolò Viviani)


Und ich bin mir sicher, dass du auch das gegenteilige Sprichwort gehört hast: “Gegensätze ziehen sich an.”


Auch das belegt deine Erfahrung.


Wie ist das möglich?


Da beide Redewendungen wahr zu sein scheinen, gilt es hier einen Widerspruch aufzulösen.


Im Fall menschlicher Kompatibilität versucht Keirsey in seinem Buch “Please Understand Me II (English Edition)” aufzuklären:


“Eine Kombination aus Ähnlichkeit in Gedanken und Ausdrucksweise – konkret oder abstrakt – gepaart mit der Art man Ziele zu erreichen sucht – kooperativ oder utilitaristisch – scheint der Schlüssel zu sein, um menschliche Anziehung zu erklären.” — Please Understand Me II, S. 211


Es gibt viele dieser scheinbaren Paradoxa, bei denen zwei allgemein akzeptierte Weisheiten einander widersprechen. So wie Keirsey es mit seinen Persönlichkeits- und Charakterstudien machte, brauchen auch wir eine tiefer gehende Analyse um zu einer zufrieden stellenden Antwort zu gelangen.


Was hört man im gesellschaftlichen Diskurs über Millennials? Viele Leute sagen, dass sie “untätig, unverantwortlich, uneigenständig, faul, verwöhnt, und respektlos” sind.


Sie “wissen nicht, was leiden heißt” und “sie wollen nicht erwachsen werden.”


Gleichzeitig werden Millennials auch als Opfer angesehen: “Sie können nichts dafür. Die Wirtschaftslage, das System, ihre Eltern sind schuld.”


Wir Millennials – Opfer oder selber schuld?


Was denn jetzt? Ist unsere Generation schuldig oder sind wir Opfer?


Meine Idee des Glücklichen Gefängnis ist die Synthese, die eine Auflösung des Widerspruchs möglich macht.


gefängnis


Ich bin definitiv nicht der erste, der zu diesem Schluss kommt. Aber ich hatte heute morgen aus persönlichen Gründen diese Idee und wollte sie in meine eigenen Worte fassen.


Ich beschreibe das Glückliche Gefängnis als eine Situation, in der man glücklich aber versklavt ist. Und versklavt aber glücklich. Dein Leben ist von Wänden, Anweisungen, und den Regeln des Gefängnis’ stark eingeschränkt, dafür musst du aber keine Verantwortung übernehmen.


Du bist gegen deinen spontanen Willen und Wunsch gezwungen, einen Großteil deiner Zeit einer bestimmten Aktivität (studieren, arbeiten) zu widmen, die dir in deinem tiefsten Inneren zuwider ist.


Gleichzeitig hast du völlige Handlungsfreiheit für bestimmte, begrenzte Zeiträume (innerhalb eines gewissen geldlichen Rahmens, versteht sich).


Im Glücklichen Gefängnis hast du ein ständiges depressives Gefühl bezüglich deiner Lebensbedingungen, an die du dich aber tragischerweise gewöhnt hast.


Mehr und mehr bist du auf dieses System für das Geld angewiesen, das dir deine freie Zeit erträglich macht, welche du unterbewusst als Belohnung für deine stillschweigende Versklavung beanspruchst.


Willst du Mama und Papa glücklich machen oder willst du frei sein?


Meine Generation ist es nicht gewohnt zu leiden, fehl zu schlagen, und Unangenehmes auszuhalten.


Nicht etwa weil wir so erfolgreich sind, sondern weil wir keine echten Herausforderungen bestehen müssen. Deswegen wirken wir so faul: wir sind es nicht gewohnt uns anzustrengen und durch Schwierigkeiten durch zu beißen.


Millennials leben im Glücklichen Gefängnis ihres Elternhauses, in dem sie um ihre Freiheit und Wachstummöglichkeiten gebracht werden und gleichzeitig praktisch alles haben, was sie sich wünschen. Kein Wunder also, dass wir keine Selbstverantwortung entwickeln. Man lässt uns nicht.


Das Glückliche Gefängnis ist ein Ort, der dich ermutigt Risiken – und die Chance auf Erfolg und Misserfolg, welche Risiko mit sich bringt – zu vermeiden. Du musst keine Verantwortung übernehmen. Du bist sicher vor Ungewissheit und Zweideutigkeit.


Es ist eine Fantasie, eine falsche Welt, die dir die Möglichkeit vorenthält, sich dem echten Leben zu stellen.


Um es mit den Worten des Psychologen Eric Fromm zu sagen: es ist eine Flucht vor der Freiheit.


Im Glücklichen Gefängnis zu leben bewahrt dich davor, wachsen zu müssen, dich selbst zu erkunden, von deinen Erfahrungen zu lernen, Erfolg und Scheitern.


Es ist der Ort, an dem du verweilst aus Angst obdachlos zu werden.


“Der Biologe und Intellektuelle E. O. Wilson wurde einmal gefragt, was die größte Barriere in der Entwicklung von Kindern darstellt; seine Antwort war die “Fußballmamma”.


Von der Idee des Prokrustesbett hatte er nie gehört, beschrieb sie aber haargenau. Sein Argument ist, dass diese bestimmte Art von Mutter die natürliche Biophilie des Kindes unterdrückt, dessen Liebe zu lebendigen Dingen. Doch das Problem ist weitaus schwerwiegender; Fußballmammas arbeiten daraufhin Versuch und Irrtum, die Antifragilität von den Leben ihrer Kinder zu entfernen.


Sie halten sie vom lebendigen fern und verwandeln sie in Nerds, die nur mit vorgefertigten (Soccer-Mom-kompatiblen) Karten der Realität zurechtkommen. Gute Schüler, aber Nerds – das heißt, wie Computer nur langsamer. Ebenso wenig sind sie fähig, mit Ambivalenz umzugehen. Als ein Kind des Bürgerkrieges glaube ich nicht an strukturiertes Lernen […]


Wenn die richtige Form an akademischer Strenge präsent ist, brauchen wir Zufall, Durcheinander, Abenteuer, Ungewissheit, Selbstfindung, beinahe-traumatische Vorfälle – all die Dinge, die das Leben lebenswert machen. Kein Vergleich zum strukturierten, falschen, und ineffektiven Leben eines Empty-Suit CEO mit geplantem Tagesablauf und Wecker.”


– Nassim Nicholas Taleb, Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen


(Mehr über De-Touristifikation, Optionalität, Zufall, und Antifragilität mit Bezug auf Soccer Moms und Bildung findest du hier)


Das Leben ist nicht Disneyland


Es ist also wahr: Millennials sind faul, unfähig sich durch zu beißen, ungewillt zu leiden, haben keine Lust zu arbeiten, wir planen nicht für die Zukunft und bewegen uns nicht aus unseren Komfortzonen heraus.


Aber der Hauptgrund für all das ist, dass wir in einem Zoo aufgezogen wurden.


Wir wurden in einer Blase herangezogen, fern vom echten Leben und Ungemütlichkeit, so fragilisiert, dass wir selbst bei der geringsten Unklarheit oder Herausforderung aufgeben. In diesem Sinne sind wir Opfer. Was kann man schon von uns erwarten, nach 25 Jahren (und mehr) des Lebens im Glücklichen Gefängnis?


Wenn du ein Millennial bist und feststellst, dass du in einem Glücklichen Gefängnis lebst, empfehle ich dir zu kämpfen. Verlasse dein Gefängnis so bald wie möglich, selbst wenn deine Eltern und Freunde dich für verrückt erklären – was wahrscheinlich ist.


Lass sie reden so viel sie wollen, aber folge deinem Instinkt. Lass deine Taten für dich sprechen. Sie werden dir weismachen, dass das Leben Disneyland ist, aber sie liegen falsch.


___


Ein Gastbeitrag von Niccolò Viviani (aus dem Englischen übersetzt von Moritz Bierling), Präsident von Exosphere, einer offenen Gemeinschaft von Machern auf der Suche nach Menschen, die ihre Lebensziele und Träume in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter verwirklichen wollen.


Anti-Uni Leser erhalten noch bis zum 15. Januar 15 % Nachlass auf ihre Bewerbung auf das “Hydra II Boot Camp“, ein achtwöchiges Programm im Exosphere Hauptquartier in Chile, für Leute die ihrem Leben eine neue Richtung geben wollen. Der Prozess verbindet die Aneignung von technischen Fertigkeiten mit echter Geschäftspraxis und tiefgreifender philosophischer und intellektueller Reflektion. Das Bootcamp fungiert außerdem als primäre Quelle für Exosphere Labs, den Startup-Inkubator.


Gib einfach “ANTIUNI” ein und bewirb dich jetzt!



Das glückliche Gefängnis der Millenials

Sonntag, 11. Januar 2015

Warum wir das Bildungssystem nicht ändern können

Warum es eine bescheuerte Idee war diesen Blog zu starten oder…


warum wir das Bildungssystem vielleicht nie verändern werden. 


Viele unserer Eltern sind in die Schule gegangen.


Und die meisten von ihnen erinnern sich wahrscheinlich an weniger als 5% des in der Schulzeit gelernten Stoffes.


Tests und Studien bei Erwachsenen zeigen, dass 90 Prozent aller Erwachsenen bereits bei elementarem Hauptschulstoff versagen. (Jep, read it again.)


Und dabei wurde in diesen Tests nur sehr oberflächliches Wissen und nicht einmal tieferes Verständnis abgefragt.


Hurra!, könnte man da sagen. (Oder auch nicht.)


Man könne darüber streiten, ob 1 % oder sogar 5 % des gelernten Stoffes bei Erwachsenen hängen bleibt, sagt der Psychologe Thomas Städtler. Wenn man einzelne Schlagwörter und lose Wissensfetzen als Wissen zählt, den könne man von (ich zitiere) “5 Prozent verbleibenden Stoffes ausgehen.” ¹


Da könnte man fragen: Und die schicken uns in die Schule (und auf die Uni)?


Im Ernst!?


Eltern – die meinen’s doch nur gut…


Aber sind wir mal nicht so forsch.


Wir wollen ja schließlich eine brave Generation sein und nicht zu viel aufmucken. Nicht gesund ist das, würde Yoda sagen. Und auch ökonomisch gar nicht mal sooo erfolgsversprechend. (Siehe Sidebar – gesunde, warme Mittagessen und mehr sind highly appreciated.)


Nicht, dass aus uns noch das wird, was wir uns vorstellen oder gar erträumen.


Viele Eltern machen sich Gedanken um die Bildung und Ausbildung ihrer Kinder. Um uns. Das ehrt sie.


In der Öffentlichkeit wird eine Kritik am Schul- und Bildungssystem derweil immer lauter. Viele Eltern fragen sich ernsthaft, ob es noch die beste Wahl ist ihre Kinder in die Schule bzw. in eine normale Schule zu schicken.


Und ja, fast alle Kinder gehen nach wie vor in eine normale Schule. Alternative Schulen erleben Zulauf. Auch das ist aus meiner Sicht erfreulich.


Dennoch halten wir am Schulkonzept fest.


Hier sind mögliche Gründe dafür, die mir eingefallen sind:


  • Eltern sind einfach froh wenn die Kids aus dem Haus sind

  • Unsere Eltern sind auch in die Schule gegangen – und für sie hat es ja funktioniert (okay…definieren wir funktioniertMr und Mrs Midlife-Crisis…)

  • Der geht immer: “Haben wir doch schon immer so gemacht” (Wenn wir genau sind ungefähr seit der industriellen Revolution. Aber ich will hier nicht den Klugscheißer spielen.)

  • Alternativen überlegen? Was ausprobieren? Viel zu anstrengend! Da könnten wir ja auf die Nase fallen. Dann machen wir lieber so weiter wie bisher. (Und ignorieren, dass der jetzige Zustand eigentlich schlimmer ist, als auf die Nase zu fallen.)


Dieser Blog – oder: eine dämliche Idee!?


Wenn ich es mir recht überlege, dann ist es eigentlich ziemlich dämlich, was ich hier tue.


Erst die Uni abbrechen, die noch dazu eine ziemlich gute sein soll. Hat man mir gesagt. Bzw. habe ich in so einem Ranking gelesen. Wie auch immer.


Dann auch noch darüber zu schreiben, mit der Hoffnung im Herzen, dass sich etwas ändert und sich auch andere Menschen für diese Veränderung begeistern können.


Der Supergau ist natürlich den Blog Anti-Uni zu nennen. (Naja, immerhin die ZEIT konnte sich dazu bewegen darüber zu schreiben.)


Im Großen und ganzen: Ein böses Faul. Äh, Foul. (Hat da wer in der Schule nicht aufgepasst!? – Nein, ist nur spät. Ich mag das was ich hier tue irgendwie….)


Viel wichtiger aber ist: 


Jemand der auch nur eine gewisse Zeit in das Bildungssystem investiert hat (für die “Normalen” unter uns sind das ca. 13 000 Stunden im Unterricht und nochmal 7.000 Stunden für die Hausaufgaben) wird nur schwer zugeben, dass diese Jahre verschwendete Zeit waren.


Das wäre ja fast so als würde man…(Mist, mir fällt kein guter Vergleich ein. Vorschläge nehme ich in den Kommentaren entgegen. Dann kann ich auch testen, ob du den Text aufmerksam gelesen hast..)


Jedenfalls wollen wir als Menschen nicht akzeptieren, dass die Zeit, die wir in der Schule verbracht ökonomisch gesprochen Sunk Cost waren (uhlala, hat da doch wer aufgepasst!?).


Genau wegen dieser Sunk Cost fällt es Menschen teilweise wirklich wirklich schwer auch unglaublich dumme und niemals erfolgreiche Projekte aufzugeben. Eben weil sie schon wertvolle Lebenszeit in die Projekte investiert haben.


Sich eingestehen, dass diese Zeit “verschwendete” Zeit war – wer will das schon?


(Unter uns: Ganz verschwendet war sie wohl selten, irgendwas bleibt fast immer hängen.)


Wir wollen verdammt nochmal nicht akzeptieren dass irgendwas in unserem Leben Sunk Cost waren.


Deshalb bleiben wir in unserem Job. Oder unglücklich verheiratet. Oder ändern nichts am Bildungssystem.


Opportunitätskosten – say what!?


Wir ignorieren auch all die Opportunitätskosten (uhlala, schon wieder der Herr Ökonom!), die wir unterwegs in Kauf genommen haben.


Was hätten wir alles machen können statt 13.000 Stunden im Schulunterricht und 7.000 Stunden über Hausaufgaben zu sitzen?


Oder statt drei wertvolle Lebensjahre in unser BWL Studium zu investieren? (Sorry, guys…)


Mir würden da schon ein paar Dinge einfallen… (Reisen zum Beispiel. Oder die Natur erkunden. Ein Buch schreiben. Einen Blog starten. Einen Film drehen. Podcasts hören. Von Menschen lernen die mich inspirieren…)


Ich frage mich: Vielleicht hätte ich dann sogar schon mit 18 gewusst, was ich wirklich machen will – statt jetzt hier zu sitzen und mit gerade frischen 24 Jahren diese Zeilen zu schreiben. (und immerhin mehr oder weniger zu wissen, was ich wirklich machen will. Das hier zu schreiben gehört auf jeden Fall dazu.)


Klar, vielleicht haben wir in Schule und Uni Freunde für’s Leben gewonnen. Vielleicht aber auch nicht.


Und die hätten wir vielleicht auch außerhalb des Studiums kennenlernen können. Ich persönlich habe in den Jahren meines Nicht-Studiums bzw. Selbststudiums ziemlich viele coole Leute getroffen und großartige Freunde gewonnen.


Wer von uns hat schon noch Freunde aus der Schule, die er regelmäßig sieht? Wahrscheinlich kaum jemand.


So gut taugt die Schule also als Sozialisierungs-Instrumemt. Klar überspitze ich hier.


Mir wird gerade schmerzhaft bewusst wie quasi unmöglich dieses Unterfangen ist.


Selbst jemand der seine Zeit beim Bund gehasst hat, wird dennoch versuchen dieser Zeit etwas Positives abzugewinnen. Das zeugt nicht nur von einem positiven Mindset, sondern auch und von Menschlichkeit und Rationalität.


Denn würde er dieser Zeit nichts Positives abgewinnen, so würde er seine Entscheidung entwerten. Seine Entscheidung überhaupt erst zum Bund gegangen zu sein, würde sich wie eine falsche Entscheidung anfühlen.


Das wäre sehr schmerzhaft.


Auch wenn wir nicht wirklich die Wahl hatten in die Schule zu gehen oder nicht:


Jetzt zu sagen wir hätten 9, 10, 12 oder gar 13 Jahre unseres Lebens besser nutzen können – das schmerzt


Und Schmerzen und Sorgen haben wir doch eh alle genug.


Also machen wir lieber weiter wie bisher.


Also lassen wir lieber zu, dass unsere Kinder später die gleichen (und noch ganz andere) Schmerzen haben.


Wir schicken unsere Kinder lieber auf die gleiche verdammt normale Schule und Uni.


Und lassen damit zu, dass sie diese Schmerzen der Opportunitätskosten genau wie wir unterdrücken.


Und sie vielleicht auch ihren Kindern zumuten.


 


 


 


¹ Städtler (2010), S. 422



Warum wir das Bildungssystem nicht ändern können

Sonntag, 4. Januar 2015

Die Welt ist die beste Uni (der Welt)

Stell dir vor, du kommst in ein anderes Land und niemand fragt dich nach deinem Job.


(Ein Gastbeitrag von Caroline.)


Stell dir vor, Leute fragen nach deiner Familie.


Sie fragen, ob du gern malst oder singst oder was dein Lieblingsessen ist.


Stell dir vor, du kommst in ein Land und dein Gegenüber versucht nicht direkt abzuchecken, wie reich oder erfolgreich du bist, sondern was dich sonst noch ausmacht.


Es gibt Länder, da wird Kindern nicht nur Disziplin gelehrt, sondern dass man neben der Schule nie vergessen sollte das Leben zu genießen.


Die Welt ist die beste Uni...

Quelle: https://www.flickr.com/photos/ccpixel/14113746915


Es gibt Orte, wo Frauen an einem Mann weniger der Kontostand interessiert sondern eher, ob er gut Gitarre spielen oder tanzen kann.


Ich würde nicht sagen, dass dort alles besser ist.


Es ist nur gut zu wissen, dass es nie nur eine Wahrheit gibt. Die Werte, die wir so gern aus unserer Umgebung übernehmen und nach denen wir uns richten, sind nicht weltweit die gleichen.


Was würde passieren, wenn du dich aus der deutschen Welt heraus begibst?


reisen crazy


Was würde passieren, wenn dich plötzlich Menschen umgeben, die an ihre Träume glauben und ihnen nachgehen, egal, was andere davon denken?


Glaubst du, das würde abfärben?


Was würde passieren, wenn dich plötzlich keiner mehr kennt?


Wenn du frei von Erwartungen andererunabhängig von ihrer Akzeptanz und ihrer Meinung bist?


Meine Reisen waren immer Ausnahmesituationen und Zeiten, in denen ich nur für mich gelebt habe. Der beste Weg, herauszufinden, was ich will.


Das ist nur ein Grund von vielen, warum ich die Welt für die beste Uni halte.


Der andere waren die anderen Reisenden.


Ich glaube, dass es überall auf der Welt wunderbare Menschen gibt. Dazu muss man nicht weit weg.


 


Der einzige Unterschied zwischen den Menschen daheim und denen auf Reisen war, dass letztere sich trauen, zu spinnen.


 


Dass sie sich auf die Suche machen nach den Dingen, die sie am leben halten. Auch auf die Gefahr hin, für Idioten gehalten zu werden.


reisen happy


Ich habe immer mein nächstes Ticket gebucht, ohne irgendwem davon zu erzählen. Freunde und Eltern wussten immer erst kurz vorher von meinem Reiseplänen, wenn es kein Zurück mehr gab.


Ich hatte immer Angst, dass mir sonst jemand meine Träume und Pläne ausredet. Dass es jemand schafft, dass ich wieder „zur Vernunft“ komme.


Zum Glück hat das niemand geschafft.


Denn ich glaube, dann wäre ich irgendwann verbittert durch ein unerfülltes Leben gelaufen, weil ich nur auf meine
Eltern, Lehrer, Fernseher oder irgendwen anders gehört hätte.


Und das wäre wirklich meine eigene Schuld gewesen.


Ja, du wirst viele enttäuschte Blicke ernten, wenn du dein Studium oder Job schmeißt, um reisen zu gehen oder dein Ding zu machen.


Von Freunden, Eltern, Lehrern.


Oft sind das gut gemeinte Sorgen. Oder einfach nur ihre Erfahrungen, die sie (auch meist gut gemeint) auf uns projizieren.


Was ich mich  manchmal frage: Warum denken so viele Menschen, sie wüssten so viel besser als wir, was gut für uns ist?


Warum erwartet man von jungen Menschen, dass ihnen nach ihrer Schulzeit plötzlich ein Licht aufgeht und sie wissen, was sie ihr Leben lang machen wollen?


Warum gehen wir davon aus, dass ein gutes Leben möglichst geradlinig verläuft, wo so viele großartig erfolgreiche und glückliche Menschen einen total verrückten Weg für ihr Leben gewählt haben?


Warum erwartet die Gesellschaft von Abiturienten, dass sie möglichst schnell studieren gehen?


Das ist DEIN LEBEN.


Und es liegt in deinen Händen, etwas daraus zu machen.


Von 100.000 Möglichkeiten, Angst und Mut


100


Ich weiß, wie erschlagen man von den Möglichkeiten sein kann, die wir heute alle haben. Ich war das auch.


Ich wollte so viel. Und alles auf einmal.


Manchmal wollte ich Pferdezüchterin in Argentinien sein, dann Hostelbesitzerin in Guatemala, dann auf einem Segelschiff in der Karibik anheuern. Und ich habe alles nacheinander ausprobiert und wieder verworfen.


Das geht, wenn du reist.


Nimm die 1000 Möglichkeiten, die du hast, einfach wahr, anstatt dich darüber zu beschweren. Auf Reisen kannst du jeden Tag einen anderen deiner Träume leben.


Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass ich mich gar nicht so schnell entscheiden muss.


Für keinen Job, für kein Land, in dem ich bleiben will, für keinen Partner. Ich glaube, ich genieße einfach die Suche danach.


Ich mag es, Dinge zu finden, die ich gar nicht bewusst gesucht habe.


reisen3


Reisen macht dich nicht zu einem anderen Menschen. Aber es bringt auch Dinge zum Vorschein, die immer schon in dir waren.


Das zu finden Finden, was dich glücklich macht, kann ein sehr langer Weg sein. Ich habe unterwegs viele glückliche Menschen getroffen, aber ich habe auch gelernt, dass sie nicht immer glücklich waren.


Sie wurden für ihre Träume ausgelacht. Und es hat manchmal lange gedauert, bevor sie wirklich wussten, wovon sie träumen.


Ich habe gesehen und gelernt, dass sie trotzdem weiter gemacht haben, trotz Hohn, Angst und Selbstzweifeln. Und dass es sich immer gelohnt hat.


Wenn ich vor etwas Angst habe, frage ich mich immer: „Was ist das Schlimmste, was passieren kann?“


Und jeder Raubüberfall, jeder Hurricane, jedes Horrorszenario, das mir auf Reisen passieren kann, schien mir besser als die Monotonie der Bibliotheken und Hörsäle – gefolgt von der Monotonie eines Jobs, den ich hasse.


(Nur am Rande: Die Reisehorrorszenarien sind nie eingetreten.)


reisen


Manchmal finde ich es schade um die viele Energie, die junge Menschen in ihr Studium verschwenden.


Ich meine die Energie, die man braucht, wenn einen das Thema nicht mitreißt. Manchmal denke ich darüber nach, was ich hätte erreichen können mit der Kraft, die ich als Ersti hatte.


Was wäre passiert, wäre ich direkt losgereist, statt zu studieren?


Ich hatte damals nicht den Mut.


Aber dafür ist es nie zu spät.


Ich habe mich jahrelang für Jobs beworben, die ich im Grunde gar nicht haben wollte. Bei jedem Vorstellungsgespräch hat ein Teil von mir heimlich gehofft, nicht genommen zu werden. Es war meine Art und Weise, die Menschen um mich herum zu beruhigen.


Sie waren der Meinung, dass es Zeit war für einen “richtigen Job”. Oder für einen “Erwachsenenjob” wie Conni von planetbackpack gerne liebevoll sagt. 


Es war reine Zeitverschwendung. Denn ich bewarb mich mit einem Uni-Abschluss, auf den ich nicht stolz war.


Ich bewarb mich mit einem Abschluss in einem Fach, für das ich mich niemals wirklich begeistert habe. Das geht nie gut. Ich habe so viele Absagen bekommen, dass ich irgendwann das Gefühl hatte, die Welt braucht mich nicht.


Bis ich anfing, das zu tun, was ich wirklich gerne tat. Reisen.


Ab dann bekam ich positive Resonanz. Auf die Geschichten von meinen Reisen.


Und inzwischen glaube ich, die Welt braucht mich, aber die Welt braucht keine unglückliche Version von mir. 


Jedenfalls nicht in einem Job, den ich gehasst hätte.


Die Welt braucht jeden Menschen, das glaube ich ganz fest.


Aber in glücklicher Form. Heute bin ich heilfroh, dass ich keinen der Jobs bekommen habe, um die ich mich beworben habe.


 


 



 


 


Über die Autorin: 


caroline lohrmann


Caroline hat in Münster Kommunikationswissenschaft studiert und ist danach mehrere Jahren um die Welt gereist. Das tut sie bis heute, mit Unterbrechungen, um freiberuflich auf Automobilevents ihr Geld zu verdienen. Allmählich fängt auch ihr Reise-Blog an, Geld abzuwerfen. Vielleicht´s reicht´s irgendwann zum Leben!




Die Welt ist die beste Uni (der Welt)

Donnerstag, 1. Januar 2015

Lebe ich meine Träume?

Wie geil das Leben ist!


Dampfend schwenken die Bäume in der morgendlichen Brise, die taubedeckten Wiesen glitzern im satten Grün.


Ich tanze zu rasselnden Songs.


Mit einem Lächeln auf den Lippen und schwindelerregender Sorglosigkeit im Kopf.


Ich hämmere unbefangen auf meine Luftgitarre ein, wild und unbekümmert, während die ersten Sonnenstrahlen mein hoch gestyltes Haar in helles Blond tauchen und sanft über meine Wangen streicheln.


Ich habe die Zukunft vor Augen und sie leuchtet mir verheißungsvoll entgegen.


Bald lebe ich meine Träume! schallt es nur so aus meiner Brust.


Freudenschreie, Lobpreisungen aufs Leben, Hymnen voller Glückseligkeit.


Ich falle auf die Knie und öffne meine Arme, grinse breit dem Leben entgegen, schreie und lächle. Wie leicht sich alles anfühlt.


Leicht und einfach und richtig. Und echt.


Ich wache auf, wie üblich eine Stunde vor dem Weckruf, wälze mich auf den Rücken und reibe mir den Schlaf aus den Augen.


Mit schalem Geschmack im Mund und einem wehmütigem Seufzer, denke ich noch einmal zurück.


Schon wieder dieser Traum, schon wieder diese Erinnerung, schon wieder aufgewacht. Schon wieder hier.


Es ist nicht mehr Nacht und noch nicht Morgen, eine Zeit zwischen den Zeiten.


Augenblicke, in denen alles klar erscheint.


Jetzt sollte ich doch eigentlich schon dort sein, wo ich mich damals in meinen Träumen gesehen habe.


Jetzt sollte diese damals so verheißungsvolle Zukunft doch zum Präsens und zur Realität geworden sein.


Jetzt sollte ich voller Freude rufen können:


“Ich lebe meine Träume!”


Doch das kann ich nicht.


Stattdessen kommen mir diese Worte hohl und fremd vor. Ich lebe meine Träume. Von wegen!


Der Tagesablauf rollt sich vor meinem inneren Auge aus. Ein Tag wie jeder andere auch:


Aufstehen und wieder ein Stück weiter sterben.


Ich will mir selbst nicht die Niederlage eingestehen, will nicht zurückdenken und darüber reflektieren, wann es war, als ich von meinem Weg abgekommen bin – war es doch gar nicht lange her, da hatte ich noch den Glauben an ein erfülltes und glückliches Leben nach eigenen Vorstellungen.


Ich war überzeugt, etwas schaffen zu können,  es weit zu bringen im Leben.


Ich wollte nicht einer von denen sein, die ihre Träume nie verwirklichen und nostalgisch im Konjunktiv II Plusquamperfekt daherreden, was sie doch alles hätten machen können, wäre ihnen nicht das und jenes dazwischen gekommen.


“Du wolltest abnehmen, früher aufstehen, öfter rausgehn,


mal deine Träume angehn, mal die Tagesschau sehen


für dein Smalltalk-Allgemeinwissen. 


Aber so wie jedes Jahr, 


obwohl du nicht damit gerechnet hast, 


kam dir wieder mal dieser Alltag dazwischen.” 


– aus Julia Engelmann’s One Day/Reckoning Text


Nein, ich wollte kein Opfer der Umstände werden, war ich doch ein Kämpfer, der unter der aufgehenden Sonne selbstsicher und aus voller Brust grölend seine Überzeugungen in Richtung Sterne schrie.


Damals war es die Zukunft, in der ich leben wollte.


Alles schaute so klar und funkelnd für diesen Jungen aus.


Eine Welt aus erfüllten Träumen, fertig aufgebaut und frisch bezogen, wartete bloß darauf gestürmt zu werden. Das Erwachsenwerden konnte nicht schnell genug kommen.


Es waren Jahre des Glücks. Jahre voller Freiheit und Sorglosigkeit, in denen Deryck Whibley mich überallhin begleitete und obwohl ich seine Worte nicht verstand, wusste ich, dass er Hymnen auf das Leben sang.


Sein Leben und mein Leben: Eigentlich zwei Leben voller Potential und Möglichkeiten.


Some say we’re never meant to grow up
I’m sure they never knew enough
I know the pressures won’t go away
It’s too late


Ich lebe meine Träume!


Nein, tue ich nicht,


stattdessen träume ich mich fort, zurück in die Vergangenheit.


Damals war ich jung und authentisch, war lebensfroh und abenteuerlustig. Ich hatte Möglichkeiten.


Ich konnte mich entscheiden, konnte zwischen so vielen Wegen wählen und alle funkelten verheißungsvoll in der Ferne.


Hier aber ist alles brüchig, zumindest jetzt.


Es gibt keinen Grund mehr zu bleiben.


Ohne es zu merken, habe ich mir ein Leben aufgebaut, das ich nie haben wollte.


Es ist voll von Dingen, die ich nicht brauche, basierend auf einem Wertesystem, an das ich eigentlich nie geglaubt habe.


Die Zukunft sieht anderswo viel besser aus, warum sollte ich nicht dorthin gehen, wenn es mir doch möglich ist?


Find out the difference somehow
It’s too late to even have faith
Don’t think things will ever change
You must be dreaming


Und während ich so wach liege und nachdenke, wälzt sich erbarmungslos der Morgen heran.


Mein Wecker klingelt und mein Jugendlied, mein Partylied, mein Scheiß-drauf-heute-lebe-ich-Lied erschallt.


Zupfender Gitarrenbeat gepaart mit rasselnden Trommeln rüttelt ein Stakkato an Erinnerungen wach.


Wenn dann der wohl besoffene Deryck mit raspelnder Stimme im Refrain explodiert, dann regt sich etwas in mir, ein schon lange verstummtes Echo einer verheiflungsvollen Zukunft, tief drinnen, genau dort unten, in jenem finsteren Winkel, wo immer noch dieser Junge von einst seine Überzeugungen hinauf zu den Sternen schreit.


Wild, unbändig und hemmungslos.


Und voller Inbrunst dem Leben entgegen.


Jetzt verstehe ich.


Jetzt verstehe ich, was Deryck singt und immer noch ist dieser Song der Soundtrack meines Lebens.


Nur eben anders, denn jetzt verstehe ich.


Und während Some say in meinen Ohren rauscht, bekommt die Fassade meiner Ansichten weitere Risse.


Alles beginnt zu bröckeln, droht einzubrechen und den Blick auf das darunter freizulegen.


Wie konnte es passieren, dass ich mich angepasst habe?


Wie konnte es passieren, dass ich die Erwartungen und Grenzen akzeptierte, die mir die Gesellschaft vorgab?


Wie konnte es passieren, dass ich ein Leben ohne Plan lebe?


Und wie konnte es passieren, dass ich zu dem wurde, der ich bin, und auf den ich jetzt so gar nicht klar komme?


Seems like everything we knew
Turned out were never even true
Don’t trust, things will never change
You must be dreaming


Ich lebe meine Träume!


Damn! No! Denn es ist leichter gesagt als getan.


Würde ich sie leben, dann wäre ich nicht hier. Nicht hier in diesem Bett. Zu dieser Zeit. Mit diesen Gedanken.


Lebte ich meine Träume, dann wäre ich dieser Junge, der aus tiefster Überzeugung es zu schaffen, einfach seinen Weg gegangen wäre, ohne einen **** darauf zu geben, was die anderen ihm einreden und ohne Zweifel an der Richtigkeit seiner Entscheidungen.


Believe me ’cause now’s the time to try
Don’t wait, the chance will pass you by
Time’s up to figure it out
You can’t say it’s too late


Heute verstehe ich Deryck.


Jetzt ist die Zeit, etwas zu ändern.


Irgendwo im Darunter ist noch dieser hemmungslos tanzende Junge, mit all seinen Träumen und dem Glauben an ein selbstbestimmtes Leben.


Noch habe ich eine Chance, denn gerade eben beim Aufwachen, habe ich sie erhalten.


Und es stimmt: Ich kann aufstehen und mein Leben so leben, wie ich es möchte.


Ich kann raus aus dem Alltagstrott und mich befreien von all den angelernten Werten und Glaubensätzen, die diesen wilden Jungen von damals so tief in mir begraben haben.


Ich kann aufstehen und kämpfen, kann die Welt mit meinen Träumen stürmen.


Ich brauche nur Mut dazu, denn noch ist alles möglich, noch ist nichts verpasst.


Noch ist nichts zu spät.


Und irgendwie weiß ich: Ich kann es schaffen.


Ja, ich kann es schaffen, ich muss nur alle widersinnigen Verhaltensweisen loslassen, die ich mit der Zeit gelernt habe und endlich wieder an mich selbst glauben.


Endlich wieder auf diesen Jungen in mir hören, dessen Flüstern von all den fremden Glaubenssätzen des Erwachsenseins überschrien wurde, und der nun mit immer lauter werdender Stimme wiederholt:


I can do this on my own

And if I fall I’ll take it all

It’s so easy after all


Heute.


Heute darf endlich wieder dieser Junge raus, darf mit seiner Unbekümmertheit jenem Leben ein Stück näher treten, das er sich vor so langer Zeit erträumt hat, denn es stimmt:


I can do this on my own.


Und wenn ich falle, ja, wenn ich falle, dann nehme ich es eben hin. Dann habe ich es zumindest probiert!


Ist mir egal, was die Gesellschaft von mir erwartet!


Ist mir egal, was die anderen machen!


Ist mir egal, was die anderen denken!


Ich will leben!


Ich werfe die Decke von mir, springe aus dem Bett und reiße die Vorhänge auf.


Die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich muss lächeln. Eine Stimme presst die wohlbekannten Worte aus meiner Brust.


Ich singe. Schief aber entfesselt.


Berauscht tanze ich zum Spiegel, die Haare zu hellem Blond erleuchtet und zu allen Seiten abstehend.


Ich hämmere auf meine Luftgitarre ein.


Deryck schreit. Der Junge schreit. Ich schreie.


Meine Finger zittern über die Saiten, während sich die Trommeln dem Höhepunkt nähern.


Dann Stille. Eine Sekunde lang.


Mein Herz pocht.


Ich schaffe es!


Alles in mir ist angespannt, bereit die Ketten zu sprengen, bereit zur Befreiung.


Und dann Explosion:


Think before you make up your mind
You don’t seem to realize
I can do this on my own-
Think before you make up your mind
You don’t seem to realize
I can do this on my own
And if I fall I’ll take it all
It’s so easy after all


Der Junge sinkt auf die Knie, er lächelt, obwohl er schwer schnauft.


Wie leicht sich alles anfühlt. Leicht und einfach und richtig. Und echt.


Alles ist gut, sagt eine Stimme. Und ja, ich glaube es.


Tief im Herzen glaube ich es, denn ich fühle:


Jetzt fängt das Leben an.


believe me, it’s alright
It’s so easy after all


 


 


 


Inspiriert von Derycks Worten von Sum41 in seinem Song “Some say” und einem Vers aus einem seiner anderen Lieder, der da lautet: “Just look up in the stars and believe who you are.”


Gewidmet Deryck Whibley, der im Mai 2014 nach jahrelangem Alkoholmissbrauch wegen Leber- und Nierenversagen zusammenbrach, dessen Leben dann im Krankenhaus, auf der Intensivstation und im künstlichen Koma wochenlang am seidenen Faden hing. Jetzt hat er dem Alkohol abgeschworen und arbeitet mit seiner Band Sum41 an einem neuen Album.


Danke Deryck für deine Songs und viel Glück für die Zukunft.


Just look up in the stars and believe who you are.


believe me, it’s alright
It’s so easy after all


 


 


 


Über den Autor: 


Bloggerfrischling Matthias aka Weltenstürmer Mad zeigt auf seinem Blog mit berührenden Geschichten über Glücklichsein, Selbstfindung und persönlichen Erlebnissen, wie er die Welt mit seinen Träumen stürmt.


Er ist überzeugt: Er selbst (und du selbst) ist der Schlüssel zu einem erfüllten und glücklichen Leben. Mad glaubt fest an die Werte der GenY, er hat sein Studium abgebrochen und ist nun dabei sich seinen größten Traum zu erfüllen und Romanautor zu werden.



Lebe ich meine Träume?