Donnerstag, 16. April 2015

5 Annahmen, die deiner Bildung im Weg stehen

(Vorhang auf für einen großartigen Gastbeitrag von Raphael)


Ich las die E-Mail ein letztes Mal durch, bevor ich sie abschickte. Als ich auf “senden” klickte, machte sich ein kribbeliges Gefühl in meinem Bauch breit.


Ich bewarb mich um ein Stipendium für eine Trainerausbildung. Die Idee, Seminare und Workshops über Themen zu halten, die mich begeistern, fand ich sehr ansprechend.


Seit dem habe ich an ca. 40 verschiedenen Seminaren teilgenommen.


In dieser Zeit habe ich einiges über Glaubenshaltungen gelernt, die ich und andere über Bildung haben. Ich merkte, dass uns einige dieser Haltungen im Weg stehen, die Fähigkeiten, die wir lernen wollen, zu meistern.


In diesem Beitrag teile ich mit dir meine Einsichten und hoffe, dass sie dich beim Erlernen von Berufen und Fähigkeiten weiterbringen:


1. Andere bilden mich fertig aus (oder: Verantwortung auf allen Leveln übernehmen)


Ich saß begeistert in meiner Trainerausbildung. Ich brachte mich ein und nahm jede Möglichkeit wahr, zu üben.


Ich freute mich auf den Abschluss der Ausbildung, denn dann würde ich ein echter Trainer sein.


Fehlanzeige!


Als ich nach der Trainerausbildung begann, meine ersten Workshops zu geben – begann ich zu realisieren: Meine Fähigkeit als Trainer war noch in den Kinderschuhen.


Ich war frustriert und enttäuscht – ich habe viel Zeit (und Geld) in diese Ausbildung investiert, aber ich war noch nicht der Trainer, der ich sein wollte.


Ich war auch über meine eigene Naivität frustriert: zu glauben, eine Ausbildung kann mich zum fertigen Trainer machen.


Denn das habe ich schon im Studium gelernt: Wenn du dich von der Masse abheben willst und der/die Beste in deinem Beruf werden willst, der/die du sein kannst, musst du die Verantwortung für deine Ausbildung in die Hand nehmen und nicht darauf warten, dass dich die Uni zum z.B. Psychologen “macht.


In meinem Fall habe ich Verantwortung für meine Bildung übernommen, indem ich mich für ein Seminar abseits der Uni angemeldet habe. Stolz darüber, die Initiative für meine Bildung ergriffen zu haben, vergaß ich schnell meine Verantwortung und erwartete wiederum, dass ich jetzt zum (in diesem Fall) Trainer ausgebildet werde.


“Education is not received. It is achieved.”Anonym


Die Verantwortung deiner Ausbildung zum Beruf X weder an die Uni, noch an einen Seminarleiter oder Onlinekurses abzugeben: Das meine ich mit Verantwortung auf allen Levels übernehmen.


So kannst du konkret Verantwortung für deine Bildung übernehmen:


2. Ich muss Seminare besuchen, um eine Fähigkeit erlernen zu können (oder: ins Tun kommen)


 


“Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information.”



 

 – Albert Einstein

 


Viel wichtiger als jedes Seminar ist, dass du in der Praxis die Fähigkeiten übst und ausprobierst.


Ins Tun kommen bedeutet für mich nicht, beginnen über eine Fähigkeit zu lesen, Seminare zu besuchen etc., sondern es konkret auszuprobieren und in der Praxis zu machen. In vielen Fällen ist das auch der angsteinflößendste Part.


Wenn du Trainer werden willst, gib Workshops. Wenn du Coach werden willst, gib Coachings. Wenn du Autor werden willst, schreibe Bücher.


Seminare, Bücher, Kurse etc. sind kein Selbstzweck: Sie dienen als Inspirations- und Feedbackquelle für die Praxis.


Das heißt, wenn ich lernen will, Seminare zu geben, muss ich vorher nicht sämtliche Seminare besuchen (oder Bücher darüber lesen).


Ich brauche genau so viele Infos aus Seminaren, wie es für mich braucht, den ersten Schritt in der Praxis zu tun.


Jede Information darüber hinaus, besänftigt zwar dein Gewissen, weil du dich mit der Materie beschäftigst – bringt dich aber effektiv nicht weiter.


Du willst z.B. Trainer werden: Überlege dir, welches Wissen du brauchst, um Workshops zu entwerfen und zu halten. Dann beginnst du mit dem ersten Konzept und wirst auf Probleme stoßen. Daraufhin holst du dir erneut Infos oder Feedback aus Seminaren oder Büchern, um Lösungen für die Herausforderungen zu suchen.


Das ist für mich der schwierigste Schritt. Ich habe viel Wissen über Trainings, Kommunikation und Coachings gesammelt und immer noch bin ich scared as shit es endlich auf einer großen Skala zu tun.


Im Tun zu bleiben, ist genau so wichtig, wie ins Tun zu kommen. Verlierst du die Regelmäßigkeit, verlierst du auch den Drive und die positive Aussicht auf dein Unternehmen. Afschin spricht in seinem ersten Podcast mehr darüber.


3. Bevor ich ins Tun komme, muss ich perfekt vorbereitet sein (oder: die extra Meile)


Du hast deine Pläne zum dritten Mal verworfen, weil sie nicht perfekt waren? Du kommst deswegen nicht ins Tun? Wenn das bei dir der Fall ist, ist es wahrscheinlich, dass du diesem Glauben zum Opfer gefallen bist.


Eins vorab: Perfektionismus ist nicht per se schlecht. Wenn du eine Fähigkeit/einen Beruf meistern willst, kommst du nicht drum herum, die extra Meile zu gehen. Meisterschaft kann Spaß machen, braucht aber auch Disziplin und die Bereitschaft viel Zeit zu investieren. Perfektionismus ist eine Eigenschaft, die wir dafür nutzen können.


perfektionismus


Der perfekte Platz, um überschüssigen Perfektionismus zu verwahren.


Gleichzeitig lähmt uns der Wunsch, eine perfekte Entscheidung zu treffen oder einen vollkommenen Plan zu entwerfen.


Wenn dich dein Perfektionismus, einschränkt, gib etwas davon in eine verschließbare Schublade. Den Rest behalte für die extra Meile.


4. Misserfolge vermeiden (oder: keine Ausbildung der Welt, sollte dir Misserfolge ersparen)


Ein Teil in mir mochte Seminare, weil es ein bequemer Weg ist, etwas “zu tun”. Ich war kaum “Misserfolgen” ausgesetzt und arbeitete trotzdem an meinem Traum. Nur war mir nicht bewusst, wie essentiell Misserfolge für das Lernen einer Fähigkeit waren und dass Misserfolge auch nach dem Training nicht ausbleiben würden.


Ich bin nach wie vor ängstlich und zögerlich mich Misserfolgen auszusetzen. Es ist gut, sich darüber bewusst zu sein, es zu akzeptieren und im nächsten Schritt daran zu arbeiten.


Durch das Warten ins Tun zu kommen und das Besuchen von Seminaren, schob ich den Misserfolg auf. Das erhöhte die Angst vor diesem und erhöhte den Druck – keine gute Ausgangsbasis, um entspannt Erfahrungen zu machen.


5. Von einer Barfuß-Bewegung lernen: Du brauchst kein Zertifikat


Es gibt mittlerweile viele Seminare, die dich nach erfolgreicher Ausbildung als Trainer, Coach etc. zertifizieren.


Um einen Beruf zu erlernen (z.B. Trainings zu geben), brauchst du allerdings kein Zertifikat. Du brauchst aber anderes. Im Fall eines Trainers: eine Haltung, eine reife Persönlichkeit und einen gewissen Ressourcenreichtum. Das erreichst du aber nicht durch ein Zertifikat, sondern durch üben, üben, üben und zwischendurch durch Seminare, in denen du dir Feedback holst.


Darüber gibt es einen verdammt guten Ted Talk: Von einer Barfuß-Bewegung lernen Bunker Roy .


Wie dir Seminare helfen können


idea-605766_640Seminare können eine wesentliche Säule in unserer Bildung sein (obwohl sie in diesem Artikel nicht gut wegkommen):


  • Sie geben uns Möglichkeit mit anderen in Kontakt zu treten, die ticken wie wir und ähnliche Leidenschaften haben.

  • Wir können uns von Experten und Kollegen Feedback holen.

  • Durch Seminare gewinnen wir neue Sichtweisen und können uns Inspirationen für unserer Arbeit holen.

 


Fazit


In vielen Seminaren habe ich viel Wissen erworben, das ich bisher nur eingeschränkt umgesetzt habe. Viel wichtiger als Seminare zu besuchen, ist, auf allen Ebenen Verantwortung für deine Bildung zu übernehmen und schnell ins Tun zu kommen.


Perfektionismus und unangenehme Gefühle sind kein Grund, nicht zu starten. Nutze den Drang, gute Arbeit abzuliefern, für die extra Meile.


Misserfolge sind wichtig, schieb sie nicht auf.


Live as if you were to die tomorrow. Learn as if you were to live forever.


 

 

– Mahatma Gandhi


 


Deine Meinung ist gefragt: Welche Glaubenssätze halten Menschen davon ab, eine Fähigkeit/einen Beruf zu meistern?


Welche Erfahrung hast du mit Seminaren?


Alles Liebe,


Raphael


PS: Die Zitate stammen aus diesem Artikel. Schau rein für mehr Inspirationen. ;)



5 Annahmen, die deiner Bildung im Weg stehen

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